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20. November 2023

FÜNF PROJEKTE SIND FÜR DEN ERNST & SOHN INGENIEURBAUPREIS 2024 NOMINIERT

Am 10. November 2023 kam in Berlin die Jury des Ernst & Sohn Ingenieurbaupreises 2024 zu ihrer ersten Sitzung zusammen, um aus den eingereichten Projekten die aussichtsreichsten Kandidaten zu nominieren. Fünf Wettbewerbsbeiträge haben es bis in die Shortlist geschafft, eines von ihnen wird in einer zweiten Jury-Sitzung zum Preisträger gekürt werden. Insgesamt erhielt der Verlag 22 hochkarätige Wettbewerbsbeiträge aus nahezu allen Bereichen des Bauingenieurwesens. Der Verlag und die Jury danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der diesjährigen Auslobung ausdrücklich für die sehr interessanten und sehr gut präsentierten Einreichungen. Die Wettbewerbsbeiträge stellen eine beeindruckende Leistungsschau der Bauingenieurskunst dar, die vom Verlag auch wieder in einem Sonderheft präsentiert werden. Wie üblich wurde die Jury aus namhaften Vertretern von Ingenieurbüros, der Bauindustrie, Forschung und Lehre sowie Fachverbänden zusammengestellt, welche nun vor der Aufgabe standen, sich in die Besonderheiten jedes Projektes hineinzudenken und diese hinsichtlich Konstruktion, Innovation, Interdisziplinarität, Ästhetik und Nachhaltigkeit zu bewerten. Nach ausgiebigen Diskussionen einigte sich die Jury, folgende fünf Projekte für die Shortlist zum Preis zu nominieren (ohne Rangfolge):

Neuer Herzogsteg über die Altmühl, Fuß- und Radwegbrücke (Eichstätt) 

© Bruno Klomfar

Der neue Herzogsteg in Eichstätt führt die Herzoggasse aus der Altstadt über die Altmühl hinweg zu dem sich konisch öffnenden Franz-Xaver-Platz der Neustadt. Die beiden unterschiedlichen Ufersituationen spiegeln sich in der asymmetrisch taillierten Brückengestalt wider. Weitere formgebende Parameter waren die Anforderungen an den Hochwasserabfluss, die Flusshydraulik und die Gründungssituation. Die beteiligten Ingenieur:innen und Architekt:innen entwarfen ein gestalterisch überzeugendes, schlankes und formoptimiertes Brückentragwerk aus Stahlbeton, das in die beiden Widerlager eingespannt ist. In monolithischer Ortbetonbauweise wurde so ein fugen- und lagerloses, integrales Brückenbauwerk geschaffen. Durch den stromlinienförmigen Querschnitt und die Demontierbarkeit der Geländer wird eine effiziente Hochwasserprofilierung erreicht und die Behinderung des Durchflusses infolge der Ansammlung von Festteilen im Hochwasserfall minimiert. Die Jury lobt die überzeugende Übereinstimmung von Entwurf und Konstruktion, welche die Integration der Brücke in die örtliche Situation wie selbstverständlich wirken lässt. Mit dem Herzogsteg wurde höchste Ingenieursbaukunst geschaffen.

Eingereicht durch: Bergmeister Ingenieure GmbH
Projektbeteiligte
Bild- und Textmaterialien zu den Projekten

Umnutzung Felix Platter-Spital (Basel)

© Arile Huber

Die Umnutzung des Felix Platter-Spitals in Basel ist ein gelungenes Beispiel, wie Nachhaltigkeit im Zuge von Re-Use verwirklicht werden kann. Das bestehende Stahlbetontragwerk wurde mit minimalen Eingriffen – und deshalb maximaler CO2-Einsparung – für die zukünftige Nutzung als Wohngebäude modifiziert. Im Rahmen des Umbaus entstand u. a. ein zweigeschossiges Foyer mit vorgefertigten Betonstützen, wobei trotz konzentrierter Lasteinleitungen keine Fundamentverstärkung notwendig wurde. Die erforderlichen Eingriffe in der Tragstruktur konnten auf notwendige Ertüchtigungen und Verstärkungen beschränkt werden. Die Jury lobt die gelungene Umsetzung der originellen Entwurfsidee zum Erhalt und der Transformation eines Baudenkmals. Auch die Nutzung als Miteinanderhaus – mit Handel, Gastronomie und Kinderbetreuung im Erdgeschoss und vielfältigen Wohnungen in den Obergeschossen – zeigt eine neue, nachhaltige Quartiersbelegung.

Eingereicht durch: Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure
Projektbeteiligte
Bild- und Textmaterialien zu den Projekten

Aarebrücke (Aarau) AG AAREBRÜCKE (AARAU) Schweiz AAREBRÜCKE (AARAU, CH) – GESAMTE BRÜCKE, BLICK FLUSSAUFWÄRTS IN RICHTUNG SÜD-WESTEN © Marc Gilgen© Marc Gilgen

Die Aarebrücke in Aarau erscheint auf den ersten Blick schlicht und unkompliziert. Ein massives und selbstbewusstes Betonvolumen, frei von störenden Aufbauten, welches die Sprache der römischen Steinbrücken neu interpretiert. Die Krümmungen der fünf Bögen des Bauwerks wirken verspielt und schaffen einen Kontrapunkt zu der Schwere der Betonoberfläche. Im Gegensatz zu typischen Steinbogenbrücken werden die Gewölbe unter dem Deck durch ovale Öffnungen aufgebrochen, welche der sonst sehr schlichten Geometrie auf geschickte Weise Komplexität verleihen. Für die Nutzer:innen, welche die Brücke unterqueren, eröffnen sich unerwartete Perspektiven. Das Bauwerk wirkt leichter und transparenter, als auf den ersten Blick zu erwarten wäre. Die Aarebrücke sticht durch die Kunst des Weglassens heraus. Alle Details, die die Raumqualität unter Deck stören würden, wie Leitungsträger, Regenwasserrohre und Lager, wurden in die innere Betonhohlstruktur verlegt oder durch entsprechende Vorsatzschalen maskiert. Es entsteht ein expressiver Bau, der durch seinen konsequenten Minimalismus überzeugt. Die Wiederverwendung der Caissons (Senkkasten) der alten Kettenbrücke halfen dabei, den Eingriff in den Boden und die Kubatur der Unterbauten zu reduzieren.

Eingereicht durch: WMM Ingenieure AG
Projektbeteiligte
Bild- und Textmaterialien zu den Projekten

Steg am Königsstuhl (Sassnitz)

STEG AM KÖNIGSSTUHL (SASSNITZ) © Timm Allrich© Timm Allrich

Der Steg am Königsstuhl bei Sassnitz auf der Insel Rügen wurde als elegante, weit auskragende einhüftige Hängebrücke konzipiert. Sie macht die Kreidefelsen wieder erlebbar und respektiert gleichzeitig die einzigartige Naturlandschaft. Der im Grundriss elliptische stählerne Überbau stabilisiert die Konstruktion und ermöglicht einen Rundgang über die Aussichtskonstruktion. Die großen Kräfte, welche sich im Pylonfuß konzentrieren, werden durch lange verrohrte Bohrpfähle so tief im Fels abgetragen, dass die Standsicherheit der Kreidefelsen nicht gefährdet wird. Die Ingenieur:innen finden für alle Herausforderungen, die dieser besondere Ort bereithält, wie selbstverständlich die richtigen Antworten. Durch den Steg bleibt nicht nur das Wahrzeichen der Insel Rügen erlebbar, sondern er selbst wird Teil davon.

Eingereicht von: schlaich bergermann partner
Projektbeteiligte
Bild- und Textmaterialien zu den Projekten

WDL Luftschiffhangar (Mülheim) 

WDL LUFTSCHIFFHANGAR – OSTFASSADE-TORANLAGE © Stefan Lamberty© Stefan Lamberty

Der Luftschiffhangar in Mülheim an der Ruhr ist eine identitätsstiftende Landmarke. Das Tragwerk ist konsequent in Holzbauweise ausgeführt, was aufgrund des metallischen äußeren Erscheinungsbilds nicht offensichtlich ist. Erst beim Öffnen der Tore wird das Holztragwerk, bestehend aus 15 fachwerkartigen Zweigelenkbögen, enthüllt. Die Primärträger sind mit der Dachhaut zu einem Semi-Monocoque verbunden, sodass auf zusätzliche Bauteile in Längsrichtung und Verbände verzichtet werden konnte. Alle Verbindungen sind durchgängig in Holz ausgeführt. Der hohe Vorfertigungsgrad ermöglichte zudem eine kurze Bauzeit. Architektonisch überzeugt der Hangar durch die kathedralenhafte Raumwirkung, die durch die feine Gliederung der Tragelemente einen menschlichen Maßstab beibehält. Das klar ablesbare Holztragwerk erinnert an frühe Hallenbauten von Freyssinet oder Zollinger.

Eingereicht durch: Marx Krontal Partner - MKP GmbH
Projektbeteiligte
Bild- und Textmaterialien zu den Projekten

Preisträger und Auszeichnungen – Ernst & Sohn Ingenieurbaupreis 2023

Der Ingenieurbaupreis, ausgelobt vom Verlag Ernst & Sohn, zeichnet herausragende Leistungen im Konstruktiven Ingenieurbau aus. Er soll das Wirken von Bauingenieurinnen und Bauingenieuren und ihr Engagement für Baukultur ins öffentliche Bewusstsein rücken. Zugelassen sind Projekte, deren Ingenieurleistung in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum erbracht wurden. Der Standort des Bauwerks kann sich weltweit befinden. Zugelassen sind auch Bauprojekte, die von ausländischen Ingenieur:innen in Deutschland gebaut wurden.

Der Preisträger des Ernst & Sohn Ingenieurbaupreises 2024 wird im Rahmen einer zweiten Jury-Sitzung ausgewählt, zu der die Einreicher weitere Unterlagen und vertiefende Informationen zur Verfügung stellen können. Die Bekanntgabe des Preisträgers und weiterer Auszeichnungen erfolgt im Januar 2024.

Presse
Für Pressevertreter:innen stellen wir bereit:
zur Veröffentlichung freigegebenes Bildmaterial aller Shortlistprojekte
Begründungen der Jury zu den Shortlistprojekten und ausführliche Projektbeschreibungen

All das finden Sie auf: www.ingenieurbaupreis.de/#presse

Kontakt:
Dr.-Ing. Dirk Jesse
Tel. +49(0)30 47031-275
ingenieurbaupreis@ernst-und-sohn.de