"Post für Brückenbauer" Michael Müller
Februar 2016
Fachbücher auf dem Gebiet des konstruktiven Ingenieurbaus gibt es in Hülle und Fülle. Standardwerke, die alle möglichen Normhintergründe beleuchten. [...] Seit längerem gibt es auch Bücher mit mehr oder weniger kompletten Beispielberechnungen. [...] Das vorliegende Buch erweitert diesen Anspruch. Zum einen werden hier der Überbau und die Unterbauten nachgewiesen, zum anderen gehen die Erläuterungen über die einfache Auslegung der Normen – hier der Eurocodes – hinaus.
Zu nennen sind z. B. Fragestellungen, wie:
- Sind bei Pfahlkopfplatten Durchstanznachweise erforderlich?
- Wie wird eine Rissbreitenbegrenzung bei Spaltzugbewehrung nachgewiesen?
Also Fragen, die zwischen Aufstellern und Prüfern durchaus kontrovers diskutiert werden. Der Leser findet eine große Anzahl von sinnvollen Vorschlägen und Auslegungen, die ihm in einer solchen Diskussion mit Sicherheit wertvolle Hinweise liefern werden. [...]
Zur Gesamtbewertung fragt man sich:
- Gibt es Fehler / Ungenauigkeiten im Buch?
- Hat man nach dem interessierten Lesen etwas dazugelernt?/li>
- Lohnt es sich das Buch zu kaufen?
Die erste Frage muss man - natürlich - bejahen. Keine Statik ist fehlerfrei und auch auf den 436 Seiten des Buches haben sich ein paar wenige kleine „Bären“ eingeschlichen. Hat man etwas gelernt? Ich habe an den Stellen geschaut, wo gerne diskutiert wird und es auch normativ manchmal schwer verständlich ist – und da habe ich auf jeden Fall viele wertvolle Hinweise gefunden. Lohnt es sich, das Buch zu kaufen? Wer dieses Buch kauft, kann sich manche unnütze Stunde Diskussion sparen und wer weiß, was eine Ingenieurstunde kostet, wird dieses Buch auf jeden Fall erwerben.
Michael Müller, Müller + Hirsch Ingenieurgesellschaft mbH
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen
Dokumentation Straße, 56. Jahrgang, Januar 2016, S. 45
Um die Einhaltung der Normen zwecks Zuverlässigkeit und Qualität der Bauwerke zu garantieren und die Fülle der Regeln durch kritisches Hinterfragen weiterentwickeln zu können, haben die Autoren eine mehrfeldrige Spannbetonbrücke als Musterbeispiel entsprechend der Ausführungsplanung durchgängig betrachtet. Dabei wird die Berechnung und Bemessung von Stahlbeton- und Spannbetonbrücken mit allen Tragwerksteilen ausführlich unter Bezugnahme auf den theoretischen Hintergrund und das technische Regelwerk behandelt. Die Berechnungen erfolgen nach dem Eurocode. Nach kurzer Beschreibung des Gesamtbauwerks befasst sich das Buch eingehend mit den Bauteilen der Brücke: Überbau (Baustoffe, Lastannahmen, Schnitt-, Stütz- und Weggrößen, Grenzzustände der Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit), Lager und Fahrbahnübergangskonstruktion (Lagerschema, Verschiebungen für Lager und übergangskonstruktion, Einzelwerte, Verformungen, Verschiebungen, Verdrehungen, Lagerkräfte, Lagerkissenabmessungen), Pfeiler (Baustoffe, System, Belastung, Schnittgrößen, Standsicherheit der Pfahlgründung, Pfahltragfähigkeit, Pfahlkopfplatte, Pfeilerbemessung, pfeilerfundamente), Widerlager (Baustoffe, Geometrie und Modell, Lastannahmen, Lastfallüberlagerung, Schnitt- und Stützgrößen, äußere und innere Standsicherheit), Bewehrungsskizzen (zu Überbau, Unterbauten, Pfeiler, Pfahlkopfplatte, Ortbetonpfähle, Widerlager).
VSVI Journal
Heft 1, 2016, S. 60
[...] So wird hier eine mehrfeldrige Spannbetonbrücke (einstegiger Plattenbalken) als Musterbeispiel einer Ausführungsplanung betrachtet. Diese umfasst die eigentliche Modellierung der einzelnen Bauphasen des Überbaues an einem räumlichen Stabwerksmodell, über die Ermittlung der Schnittgrößen bis hin zu den Nachweisen der beiden Grenzzustände GZG und GZT für alle tragenden Bauteile einschließlich der Unterbauten mit des Programmsystems SOFiSTiK. Dabei geben die Autoren Erläuterungen zu einzelnen normativen Regeln und Empfehlungen der nationalen Anhänge des Eurocodes 2 für Deutschland. [...]
[...] Das Buch richtet sich vor allem an die in der Praxis tätigen, mit der Bemessung von Betonbrücken befassten Bauingenieure und an erfahrene Tragwerksplaner. Es ist auch für Studierende des konstruktiven Ingenieurbaus, die mit der Nutzung von EDV-Programmen vertraut sind, als Leitfaden für das Abfassen von Studienarbeiten geeignet. Ein klassisches Lehrbuch, mit in sich geschlossenen Rechenbeispielen, ist das Werk jedoch nicht.
Udo Schölch, VSVI Journal Redaktion